St. Matthias in Langen
Inhalt des Artikels:
Mittelpunkt in Langen
Die Anfänge
Standortfrage
Baubeginn
Neu-romanischer Baustil
Bau des Pastorats und Trennung von Lengerich
Erweiterung der Kirche und Turmbau
Konsekration
Turmuhr und Glocken
Innenausstattung
Hochaltar
Der neue Altar
Der Ambo
Der Taufort
Mariendarstellung
Kreuzweg und Pieta
Chorfenster
Orgel
Rollenspiel über die Türgriffe der Langener Kirche
Der hl. Matthias
Anfahrt
1. In der Reihe Kirche des Monats (in Langen, den 13. Oktober 2019) dürfen wir Ihnen die St. Matthias Kirche in Langen vorstellen.
Unsere Kirchengemeinde profitiert noch heute davon, dass unsere Groß- und Urgroßeltern vor über 100 Jahren die Kraft und die Mittel aufbrachten, um die Kirche im Ort zu errichten. Es war der Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung des Ortskerns. Langen, so wie es heute aussieht, wäre ohne diesen enormen Kraftakt nicht vorstellbar. Unsere Kirche ist sichtbarer Mittelpunkt der Gemeinde Langen.
2. Sie prägt das Ortsbild, denn sie ist weit sichtbar und liegt auf dem Weg vieler Menschen, die in Langen und darum herum wohnen.
3. Nicht nur optisch ist die Kirche der Mittelpunkt der Gemeinde, sie ist auch wichtiger Teil des Dorflebens.
4. Unter anderem wird jede Woche Gottesdienst in der St.-Matthias-Kirche gefeiert.
Doch wie ist das Gebäude entstanden?
Ursprünglich gehörte Langen zum sogenannten „Kirchspiel Lengerich“. Das heißt, die Langener hatten keine eigene Kirche. Sonntag für Sonntag gingen sie aus den verschiedenen Ortsteilen in die Nachbargemeinde zur Messe. Sie legten teilweise über fünf Kilometer zurück, was besonders im Winter beschwerlich war.
Ab 1899 gab es eine Kapelle auf dem Rittergut Grumsmühlen und damit eine Alternative zu dem langen Weg nach Lengerich. So konnten sich einige Langener den Weg sparen und den Gottesdienst in Grumsmühlen besuchen.
Schließlich, im Winter 1908/1909 sandten die Fastabende Langen und Rentrup eine Delegation zum Pfarrer in Lengerich mit der Bitte, ihnen eine zweite Messe in der Kapelle Grumsmühlen für Sonn- und Feiertage zu gestatten. Doch diese Bitte wurde abgelehnt. Dabei spielten durchaus kommerzielle Gründe eine Rolle: Der Pfarrer befürchtete finanzielle Nachteile für die Lengericher Kaufleute, denn – so war es üblich – sonntags nach der Messe kauften die Menschen ein. In Langen entstand nun der Plan, eine eigene Kirche zu bauen.
So wurde eine Bankenmission gewählt, das heißt, ein Ausschuss von sieben Personen, der die Verwirklichung dieses Plans vorantreiben sollte. Um die benötigte Summe für den Kirchbau zu zeichnen, wurden im Jahr 1909 die ortsansässigen Familien angesprochen – offenbar mit Erfolg. Der Ausschuss schickte im Frühjahr 1910 die beiden Hofbesitzer Schulte und Kölker zum Generalvikariat in Osnabrück, um über den Bau zu sprechen. Dort fanden sie ein offenes Ohr für ihr Anliegen.
Nun musste die Standortfrage geklärt werden – und dabei kam es zum Streit. Ein Teil der Gemeinde war der Meinung, dass die Kirche im Ortsteil Nordholte auf dem Ochsenberg stehen sollte. Andere hielten den heutigen Standort für besser. So wurde eine Versammlung anberaumt, zu der auch der Generalvikar aus Osnabrück anreiste. Er sollte vermitteln. Bei der Versammlung waren die Ortsteile Nordholte und Sopenhock nur schwach vertreten und so fiel die Abstimmung zugunsten des Standorts Langen aus. Eine wichtige Frage war damit geklärt – doch Teile von Nordholte und Sopenhock beteiligten sich von nun an nicht mehr am Kirchbau. Die übrigen Langener, so steht es in der Kirchenchronik, waren umso eifriger.
5. In den Jahren 1912 und 1913 fuhren sie große Mengen Findlinge und andere Steine zum Kirchplatz. Im Frühjahr 1913 konnte der Bau beginnen, den der Architekt Feltwisch-Drentrup aus Osnabrück plante und beaufsichtigte.
Wenige Monate später, am 16. Oktober 1913, legte Pfarrer Robben aus Lengerich den Grundstein. In der Chronik steht, dass 2000 Menschen dabei waren. Wörtlich heißt es: „Es war ein großes Freudenfest.“
Der Bau ging schnell voran. Die Gemeindemitglieder leisteten Hand- und Spanndienste. Auch den benötigten Sand und das Bauholz lieferten sie unentgeltlich.
6. Das Mauerwerk wurde von außen mit gespaltenen Findlingen verblendet. Die Pfeiler im Inneren, Bögen, Fenster und Türrahmen bestehen aus rotem Sollinger Sandstein.
7. Unsere Kirche ist im neu-romanischen Baustil errichtet. Was heißt das? Als vor 100 Jahren neue Kirchen entstanden, ahmte man etwas alt-bewährtes, klassisches nach. So hat sich der Kirchenbau-Architekt Feltwisch-
Der neuromanische Baustil mit den Rundbögen Drentrup den romanischen Stil nachgebaut, für den Rundbogen typisch sind.
8. Dabei wird grobes und schweres Material verarbeitet, die Bauten sind durch kleine Fenster in der Regel sehr dunkel.
9. Kirchen im neu-romanischen Stil wirken äußerlich massig, schwer, kompakt und wuchtig, im Inneren dagegen oft bergend und schützend, so beispielsweise auch die Schwesterkirche St. Josef Osnabrück.
10. Am 13. März 1914 begann zudem der Bau des Pastorats. Die Arbeiten gerieten jedoch durch den Beginn des Ersten Weltkriegs am 2. August 1914 jäh ins Stocken. Sämtliche Maurer und auch der Rechnungsführer wurden gleich in der ersten Woche der Mobilmachung zum Heeresdienst eingezogen. Mit „Mühe und Not“, so ist in der Chronik festgehalten, brachte die Gemeinde den Bau – das waren zu dieser Zeit der Altarraum und der vordere Teil – unter Dach und richtete ihn für den Gebrauch her. Am 24. Juni 1915 benedizierte Dechant Dingmann aus Schapen die Kirche und Pfarrer Robben aus Lengerich hielt darin das erste Hochamt. Mit freiwilligen Gaben wurde die Kirche in den nächsten Jahren ausgestattet.
11. Trotz aller widrigen Umstände gelang es der Gemeinde 1916 auch das Pastorat fertigzustellen.
Von der Kirchengemeinde Lengerich wurde die Gemeinde Langen schließlich am 1. April 1916 getrennt. An diesem Tag wurde sie zu einem selbständigen Seelsorgebezirk erhoben.
12. Einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg begann die Erweiterung der Kirche:
13. Im Herbst 1924 setzte man das Fundament für den hinteren Teil, einschließlich des imposanten Glockenturms mit dem achtseitigen Turmdach.
14. Den oberen Teil des Turms mauerten die Arbeiter nach Osten und Norden hin mit Sandstein, da nicht mehr ausreichend Bruchsteine zur Verfügung standen.
15. Am 12. November 1925 wurde Richtfest gehalten, das heißt es wurde das Kreuz mit Hahn und Kugel auf den Turm gebracht. Vollendet wurde der Bauabschnitt im Frühjahr 1926. Der Erweiterungsbau kostete ca. 85.000 Mark.
Bischof Dr. Wilhelm Berning konsekrierte am 13. Juni 1928 unter großer Anteilnahme die Kirche.
16. Ihre erste Uhr erhielt der Turm im November 1929, hergestellt von der Turmuhrfabrik Korfhage in Osnabrück. Diese wurde 1996 erneuert. Aus allen vier Himmelsrichtungen sieht man heute einen schwarzen Untergrund aus Kupfer mit vergoldeten Ziffern.
17. Wenige Jahre nach der Uhr folgten die neuen Bronzeglocken, die am 15. März 1931 feierlich eingeweiht wurden. Sie fielen 11 Jahre später, 1942, dem Krieg zum Opfer. Nationalsozialisten holten die drei größten Glocken ab und schmolzen sie ein. 1953 schaffte die Gemeinde drei neue Glocken an, die am 20. Dezember 1953 feierlich geweiht wurden. Die größte von ihnen, die Matthiasglocke hat ein stattliches Gewicht von über drei Tonnen.
18. Ein wichtiges Datum in der Kirchchronik ist der 1. April 1964: Damals erhob Bischof Dr. Helmut Hermann Wittler St. Matthias zur Pfarrei.
Das Kirchdach erlitt einen schweren Schaden im November 1972. Ein Orkan riss viele Schieferplatten vom Turm. Auch mit Hilfe von Spenden aus der Bevölkerung gelang die Reparatur des Dachs und der Turm erhielt sein heutiges Aussehen, indem er mit Kupferplatten eindeckt wurde.
(Leo Lügermann)
Innenausstattung
Die Innenausstattung unserer Kirche wurde einige Male verändert und der Zeit angepasst; zuletzt im Jahre 1983.
Dabei wurde die Renovierung von der Überlegung getragen, wie man die Kirche noch spezieller zu „unserer“ zur „Langener Kirche“ machen kann. Da unser Dorf letztlich doch sehr von Natur und Landwirtschaft geprägt ist, wurden viele Motive aus der Natur mit theologischen Aussagen in Verbindung gebracht.
19. Zunächst jedoch fange ich meine Innenbeschreibung bei den sogenannten Apostelleuchtern an, die an den vier stärksten Pfeilern der Kirche mit insgesamt zwölf Kerzen angebracht sind.
Wenn eine Kirche neu errichtet wird, salbt der Bischof sie an 12 Stellen der tragenden Wände. Diese Salbstellen weisen also auf das Fundament der Kirche hin, nämlich auf die zwölf Apostel als tragende Pfeiler der Kirche. Sehr oft sind diese Stellen, wie bei uns, noch besser kenntlich gemacht durch darüber angebrachte Kerzen und Leuchter.
20. Darüber in der Mitte des Gewölbes befindet sich ein Blumenkranz um den ersten und letzten Buchstaben aus dem Griechischen Alphabet, das Alpha und das Omega. Sie sind Symbol für den Anfang und das Ende und damit für das Umfassende, für Gott und insbesondere für Christus als den Ersten und den Letzten.
21. Im September 1919 wurde der neue Hochaltar aus der Werkstätte des Kunsttischlers Franz Thiesing aus Osnabrück aufgestellt. Er kostete damals 9.000 Mark, dieses Geld wurde, wie viele andere Beiträge auch, durch freiwillige Gaben der Einwohner gezahlt. Ursprünglich war er als Flügelaltar konzipiert. Früher war er nur an bestimmten Festtagen ganz zu sehen. Sonst wurden, entsprechend den liturgischen Gegebenheiten, Teile eingeklappt und damit verdeckt. Der Hochaltar wird in unserer Mitte nicht mehr für das Messopfer genutzt, aber seine Mitte ist der Tabernakel.
22. Das Bild rechts neben dem Tabernakel zeigt die Anbetung der Waisen aus dem Morgenland.
23. Auf der linken Darstellung tritt Christus mit der Siegerfahne aus dem Grab hervor und zeigt sich als der Auferstandene, der das Erlösungswerk vollendet hat.
24. Auf den Tafeln rechts und links des Flügelaltares sind die zwölf Apostel zu sehen.
25. Ganz oben als Bekrönung die Kreuzigungsgruppe.
Rechts und links, zu Füßen des Gekreuzigten, stehen seine Mutter Maria und Johannes, der Lieblingsjünger.
26. Rechts und links davon stehen zwei Frauenfiguren, Ekklesia und Synagoge, sie symbolisieren das Alte und das Neue Testament.
Es beinhaltet das mittelalterliche Verständnis des Verhältnisses von Christentum und Judentum, das vom starken Überlegenheitsgefühl der christlichen Kirche gegenüber dem Judentum geprägt war.
Ekklesia ist als eine schöne stolze Frauenfigur zu sehen, meist mit Krone als Herrschaftszeichen, ein Kreuz als Zeichen für das Christentum und einen Kelch als Zeichen des neuen Bundes in ihren Händen.
27. Synagoge wird meist als schwache, geschlagene Frau und oft mit abgewandtem Gesicht gezeigt, die gegen Ecclesia nicht bestehen kann. Dazu gehört auch die herabfallende Krone als Symbol der abgegebenen Vorherrschaft an das Christentum. Über den Augen trägt sie eine Binde, als Illustration für die Blindheit des Judentums gegenüber Jesus von Nazareth.
28. Der Altar in der Mitte des Chorraumes wurde von Professor Paul Brandenburg aus Berlin entworfen und auch gefertigt. Er hat das sieghafte Lamm dargestellt, aus dessen Kehlwunde Ströme des Lebens den Altar umfließen.
29. Von diesem Strom werden an den Seiten des Altares die Ähren und der
30. Weinstock erfasst, die in dieser göttlichen Kraftquelle nicht Brot und Wein bleiben, sondern zu Christi Leib und Blut werden. Und im rückseitigen Medaillon entfaltet sich aus diesem Strom prächtig und füllig der Lebensbaum.
31. Er ist Zeichen für den auferstandenen Christus, denn er soll das Holz des Kreuzes darstellen, das wieder lebendig und grün wird. Zeichen des Lebens über den Tod.
32. Der Ambo zielt auf das Gleichnis des Sämannes ab. Er stellt uns die Symbolik des keimenden Saatkornes, reife Ähren und verdorrte Saat unter Dornen dar. Auf welchen Boden fällt das Wort Gottes bei uns, die wir es hören?
Noch eine andere Geschichte am Rande… Als sich im Herbst 1983 abzeichnete wie schön die Kirche werden würde, hatte Pfarrer Lüpken im kleinen Kreis einmal laut nachgedacht wie schön es wohl wäre, wenn auch neue Bänke in die Kirche kämen. Spontan sicherte eine Person die Übernahme der Kosten für eine Bank zu und eine weitere Person die Übernahme von zwei Bänken. Eine Idee war nun geboren und wurde der Öffentlichkeit vorgestellt. So wurde in der Zeit von 1983 bis Februar 1984 insgesamt DM 83.060,00 DM für die Anschaffung der neuen Bänke gespendet.
33. Wir schauen nun auf den alten Sandstein-Taufbrunnen von 1928, in die nur eine neue
34. bronzene Schale für das Taufwasser eingearbeitet wurde. Sie ist ringsherum mit Wellen verziert, die das Wasser der Wiedergeburt symbolisieren.
Das Taufbecken nimmt die Symbolik des Altares wieder auf:
Vom Lamm gehen die Ströme lebendiges Wasser aus. Sie lassen das Paradies neu erstehen.
Auf dem durchsichtigen Deckel schwebt eine Taube als Zeichen des Heiligen Geistes. Er ist Wegbegleiter, Schützer und Helfer des Neugetauften auf seinem Weg zum Paradies.
35. Die Vitrine mit dem Taufkleid enthält auch die Utensilien, die bei der Taufe benötigt werden.
36. Der Osterleuchter wurde von Werner Bruning aus Mesum angefertigt. Er zeigt die Symbole
37. der vier Evangelisten, den Löwen für Markus, den Stier für Lukas, den Mensch für Matthäus und den Adler für Johannes.
38. Darunter die blaue Erdkugel, auf der sich das ganze Evangelium ausbreiten soll.
39. Die Mariendarstellung an der linken vorderen Seite seitlich vom Altar wurde ebenfalls von Werner Bruning angefertigt.
Maria als eine junge Frau, die ihr Kind uns anbietet, hinreicht. Sie hält ihr Kind, das kein Säugling mehr ist, auf ihrem Schoß. Mit spielenden Händen sind Mutter und Sohn vereinigt.
Die andere Hand des Sohnes ist uns entgegengestreckt, winkend, grüßend, segnend. Der Sohn kommt so aus sich heraus, kommt uns entgegen.
40. Maria sitzt auf der mit den Gesetzestafeln und dem Davidsstern verzierten Bundeslade als Zeichen für den Stammbaum Jesu und ihre Verwurzelung im Judentum.
Maria, die Mutter Gottes, sitzend auf der Bundeslade, steht ganz auf der Erde; mit beiden Füßen hat sie „Erd-Berührung“ – ohne Sandalen – sie steht auf unserer Erde.
41. Neben dieser Frau voller Stärke und Vertrauen begegnen wir Maria, nachdem wir uns durch das Kirchenschiff an den Bildern des Kreuzweges vorbei in Richtung Ausgangstüren begeben haben, in der wohl leidvollsten Stunde ihres mütterlichen Lebens, den toten Sohn auf dem Schoß tragend.
42. Sie hat Jesus, den Sohn Gottes, aus ihrem menschlichen Schoß geboren und sie musste ihn aus ihrem Leben wieder loslassen, um ihn seinen eigenen Weg gehen zu lassen.
Für alle, die die Erfahrung des „Loslassens-müssen“ gemacht haben, kann der Anblick dieser Darstellung ein Trost sein, denn Maria hat ihre Trauer und ihr Leid geteilt. Und so sind die Tafeln mit den Namen der Kriegsopfer, die unsere Gemeinde zu beklagen hat und das Totenbuch der Gemeinde hier in der Nähe der „Schmerzhaften Mutter“ gut aufgehoben.
Die Pieta, die schmerzhafte Mutter Gottes und der Taufbrunnen wurden 1928 von dem emsländischen Künstler Bernd Heller erschaffen.
43. Auf der hinteren Gebäudeseite, in der Nische des rechten Ausgangs, finden wir eine weitere Mariendarstellung. Hier soll die Mutter Gottes als Helferin und Fürsprecherin vermittelt werden.
44. Die Chorfenster, die die Anbetung der Hl. Drei Könige darstellt und auf der anderen Seite
45. die Kreuzigung, wurden in den Jahren 1920/1921 vom Kunstmaler Matschinski eingesetzt. Später in den 60iger Jahren wurden vor die alten Glasgemälde von der Außenseite Schutzglas gesetzt.
46. Im Oktober 1920 wurde eine Kanzel in unserer Kirche aufgebaut. Sie befand sich auf der linken Seite des Chorraumes. Mit der großen Renovierung 1983 wurde sie entfernt. Das vordere Bildnis der Kanzel „vom guten Hirten“ befindet sich heute im linken Ausgangsbereich in der Nähe der Pieta.
47. Jetzt wollen wir uns noch ganz kurz nach oben orientieren, zum Orgelboden. Im Mai 1922 ist die erste Orgel von dem Orgelbauer Haupt in Osnabrück beschafft worden. Eine neue Orgel wurde Ende der 60iger Jahre angeschafft. Sie umfasst 14 Register.
Rollenspiel über die Türgriffe der Langener Kirche
Ein großes Highlight unserer Kirche sind die bronzenen Türgriffe. Diese sind allesamt unterschiedlich gestaltet und jeder einzelne Griff hat seine besondere Bedeutung. Diese Deutungen haben wir in einem Rollenspiel von einigen Kindern in deren ‚Umgangssprache‘ zusammengefasst, welches sie in einem Familiengottesdienst zum Anlass: „Erster Gottesdienst in unserer Kirche vor genau 100 Jahren“, im Jahre 2015 vorgetragen haben.
48. Kind 1: Hier bei uns in der Kirche sind ne’ ganze Menge Türen… und die haben so komische Türgriffe… hast du die schon gesehen? Sie haben verschiedene Symbole.
Kind 2: Stimmt… auf diesem sind Sterne und der Mond zu erkennen, und ich glaube, der ganze Türgriff soll wohl die Sonne sein.
Kind 3: Was sollen uns denn jetzt Sonne, Mond und Sterne sagen?
Kind 4: Naja, Gott hat Sonne Mond und Sterne und alles erschaffen… jede Blume, jedes Tier und vor allem uns Menschen! Wir sind jetzt auf dem Weg zum Schöpfer der Welt, der alles erschaffen hat… Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Ohne Gott gäbe es uns gar nicht…
Kind 1: … und meine Mama hat gesagt, Sonne, Mond und Sterne weisen auf Maria, die neue „Eva“ hin… aber das habe ich nicht so richtig verstanden…
Kind 2: … das verstehe ich jetzt auch nicht…, aber die Erwachsenen wissen vielleicht, was gemeint ist…
49. Kind 3: Was ist denn auf der Innenseite dieses Griffes zu erkennen?
Kind 4: Das könnte eine Schlange sein… und dieses runde Ding?
Kind 1: Vielleicht ist das der Apfel aus dem Paradies von Adam und Eva?! Da hat doch die Schlange Eva verführt, von dem verbotenen Apfel zu essen… und darum wurden sie aus dem Paradies vertrieben.
Kind 2: Stimmt, die Geschichte kennt ja jeder. Wollen wir die Türen hinten an den Ausgängen auch noch angucken? Vielleicht sind da ja noch andere Symbole.
50. Kind 3: Ja, aber heute brauchen wir gar nicht nach hinten zu gehen… heute kann ja jeder alle Griffe vorne an der Leinwand sehen… voll cool!
Kind 4: Boah, das ist aber schwer zu erkennen!
Kind 1: Sind das Flammen? Und das? Könnten das Schuhe sein?
Kind 2: Ja, könnte sein. War da nicht mal was mit Mose? Das hatten wir doch mal in Religion.
Kind 3: Stimmt! Gott erschien Mose in einem Dornbusch, der brannte, aber nicht verbrannte. Gott forderte Mose auf, seine Schuhe auf dem heiligen Boden auszuziehen. Als Mose ihn nach seinem Namen fragte, antwortete dieser: „Jahwe!“, was so viel bedeutet wie: Ich bin der – „Ich bin da“.
51. Kind 4: Und auf der anderen Seite?
Kind 1: Auf diesem Griff ist eine Kuh drauf! Nee, dass ist wahrscheinlich eher ein Kalb. Gab es da nicht mal eine Story mit den Israeliten und einem goldenen Kalb?
Kind 2: Ja, sie haben irrtümlicherweise eine Statue von einem Kalb wie einen Gott verehrt.
Kind 3: Und da fällt mir eines der 10 Gebote ein, „du sollst keine anderen Götter neben mir haben“. Heute könnte man sagen, wir dürfen zum Beispiel nicht „dem Geld“ als neuem Gott nachlaufen.
52. Kind 4: Was seht ihr auf dem nächsten Türgriff?
Kind 1: Das ist eine Friedenstaube! Jesus hat mal gesagt: „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Alle Kinder: Hey Peace (Kinder zeigen Peace Zeichen mit den Fingern)
53. Kind 2: Aha………..Und weiter. Ich erkenn das! Das ist ein Esel!
Kind 3: Der Kopf des Esels ist an der linken unteren Seite zu sehen. Wo kommt denn der Esel in der Bibel vor?
Kind 4: Ich weiß! Als Maria und Josef vor Herodes nach Ägypten flohen!
Kind 1: … und der barmherzige Samariter, der den Ausgeraubten auf einem Esel in Sicherheit brachte.
Kind 2: … und an Palmsonntag ritt Jesus auf einem Esel in Jerusalem ein.
Kind 3: Und was haben denn diese 3 Ereignisse gemeinsam?
Kind 4: Der Esel trägt immer Lasten, so wie Gott immer all unsere Lasten mitträgt.
54. Kind 1: Was seht ihr auf dem nächsten Türgriff?
Kind 2: Ich weiß! Das ist ein Hahn!
Kind 3: Oben auf dem Kirchturm ist auch ein Hahn!
Kind 4: Richtig! Der Hahn steht dafür, dass wir Gott niemals verleugnen sollen. So wie Petrus Jesus vor der Kreuzigung drei Mal vor dem Hahnenkrähen verleugnet hat.
Kind 1: Wir sollen zu Gott und unserem Glauben stehen.
55. Kind 2: Wir gucken uns mal die Griffe bei den Mitteltüren an… Könnt ihr was erkennen?
Kind 3: Das ist ein Tier. Könnte ein Hund sein. Da haben wir mal eine Geschichte zu gelesen.
Kind 4: Im Alten Testament gibt es eine Stelle, in der ein junger Mann namens Tobias eine lange Reise antreten musste. Tobias fand einen Engel als Begleiter – und auch sein Hund lief die ganze Zeit mit.
Kind 1: Das soll uns dann wohl sagen, dass uns nach dem Verlassen der Kirche der Schutz und Segen Gottes immer begleitet, so wie der Hund Tobias die ganze Zeit begleitete.
Kind 2: Wir sind nie allein. Gott ist immer bei uns.
Kind 3: Klar logisch… Ist euch was aufgefallen?
56. Alle Kinder: Ne… weiß nicht… was denn…
Kind 4: Die letzten Türen hier in der Mitte haben alle diese runden Bögen.
Kind 1: Hä? Ja, sieht ein bisschen aus wie große Tore…
Alle: Torbögen!
Kind 2: Ja, könnte sein. Wie viele waren es denn noch mal? An jeder Tür 3?
Kind 3: Ja, genau! 12 Stück! Da haben wir in der Schule doch schon mal was von gehört, in der Offenbarung des Johannes.
Kind 4: Das war aber ganz schwer zu verstehen, das weiß ich noch!
Kind 1: Also, wenn Gott den Teufel endgültig besiegt hat, will er ein neues Jerusalem mit 12 prächtigen Toren bauen.
Kind 2: Aha! Wirklich schwer… verstehen die Erwachsenen sicher besser…
Kind 3: Noch mehr Türen?
57. Kind 4: Ja, hier ist noch eine. Und was seht ihr hier?
Kind 1: Das ist ja ein Kniffelbecher mit Würfeln!
Kind 2: Sollen wir Kniffeln gehen oder wofür steht der hier?
Kind 3: Nein, der heilige Matthias hat den Verräter Judas als Apostel ersetzt. Es heißt in der Bibel: Nach Gottes Willen fiel das Los auf Matthias. Das ist wieder mal symbolisch gemeint… kapiert?
58. Kind 4: Jap und was ist auf der Rückseite?
Kind 1: Ich weiß! Das ist Matthias!
Kind 2: … der wird immer als Heiliger mit einem Beil dargestellt, weil er auch durch ein Beil als Märtyrer starb.
Kind 3: Und der ist doch auch der Schutzpatron unserer Kirche!
Kind 4: Stimmt, dazu gibt’s eine krasse Story…
59. Kind 1: Genau! Vor etwa 500 Jahren wurden die Langener Felder von „Hundekröpeln“, das sind Maulwurfsgrillen, die bis zu 5 cm groß werden, kahlgefressen. Schlimmer noch, es drohte schon das ganze Heu für die Winterfütterung auszugehen. Daraufhin haben die Langener ein Versprechen abgegeben. Sie wollten jährlich einen Bitttag einlegen, wenn sie von weiterer Plage verschont blieben. Diesen Tag legten sie auf den 24.02., dem Fest des heiligen Matthias. Und seitdem wird jedes Jahr am 24.02. in Langen ein Festtag veranstaltet. Früher hatten die Kinder sogar schulfrei und brauchten nicht zum Kindergarten.
Kind 2: Ach guck mal, das sind ja auch die Hundekröpel in den Ackerfurchen. Da!
Kind 3: Ja, jetzt haben wir alle Türgriffe der Kirche angesehen… ich wette, manche Erwachsene haben heute auch noch was gelernt… los… jetzt aber schnell wieder in die Bank… kann weitergehen… ich habe nämlich Hunger auf Kuchen… den gibt’s gleich nämlich noch…
Fortsetzung des Vortrags „Innenausstattung“
60. Der heilige Matthias ist nicht nur Patron unserer Pfarrkirche, sondern auch der Gemeinde. Draußen, links neben dem Eingang der Pfarrkirche wacht er über die Gemeinde und begrüßt die Besucher der Kirche.
Die Langener haben sogar ein eigens verfasstes Lied für den Hl. Matthias geschrieben.
Soviel vorerst hier zur Geschichte und Innenausstattung unserer schönen Kirche. Wir konnten wegen des zeitlich begrenzten Rahmens der Veranstaltung leider nicht alle Details der Kirche vorstellen. Bei weiterem Interesse würden wir Ihnen unsere St.-Matthias Kirche aber gerne in einer persönlichen Kirchenführung vorstellen.
(Renate Kallage)